Online-Abschlussveranstaltung am 19. Juni 2021

Mal wieder und doch ganz anders – Filmmusikprojekt 2020/21

 

Musizieren im Orchester und doch alleine, wie soll das gehen? Nun man bekommt Noten und Einspiel-MP3s zugeschickt und los geht es. Na ja, manchmal fällt es dann doch schwer, sich zu motivieren, man kann zu Hause ja auch etwas anderes machen, und wenn ich heute nicht übe, dann kann ich das ja auch morgen machen ...;

aber irgendwann fängt man dann doch an zu spielen und freut sich, dass man wieder Musik macht.

 

Das Gute im Schlechten: man muss noch viel mehr üben, denn man kann sich nicht hinter den anderen verstecken, denn die spielen auch für sich alleine. Noch etwas Gutes, trotz allgemeiner Einschränkungen habe ich immer wieder ein Ziel. Bis zum Tag X muss ich das Stück Z beherrschen, denn dann ist die Abgabedeadline, da muss das Stück aufgenommen und abgeschickt werden. Glaubte ich beim Üben noch, dass sich das alles doch schon toll anhört, so musste ich feststellen, dass die objektive Wahrnehmung des Aufnahmegerätes dann doch manchmal etwas anderes zeigte. Also wurde weiter geübt und erneut aufgenommen.

 

Doch bald reichten Herrn Groß die selbstgemachten Aufnahmen nicht mehr, es sollte noch professioneller werden. So wurde kurzerhand die Schule in ein riesiges Tonstudio verwandelt, wo jede*r, wiederum für sich alleine, in einem Raum vor ein Mikrofon gestellt wurde und das Stück mit Dirigent einspielen durfte.

 

Das Ergebnis wird Ihnen nun präsentiert und das ist ebenfalls neu für mich: Gemeinsam mit Ihnen höre ich das Konzert nun zum ersten Mal, obwohl ich doch mitgespielt habe …

 

Heike Lemke-Wegener im Juni 2021


DANKE!


„Wer ein Instrument lernt, kommt besser durchs Leben.“,
stellt die Wochenzeitung „Die Zeit“ mit Verweis auf namhafte Bildungsforscher fest.
Unseren Kindern wird am Friedrich-Engels-Gymnasium dank Bläserklasse und Filmmusikprojekt

eine solche Chance geschenkt.

Jedem Kind bietet die Bläserklasse einen leichten Einstieg,

der dann mit dem Filmmusikprojekt tiefe Wurzeln schlagen kann.

Das Filmmusikprojekt hat sich so seit seinen Anfängen vor 5 Jahren zu einem

echten Leuchtturmprojekt für Schüler, Lehrer und die Schule entwickelt.

Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Energie und Konzentration
hier jedes Jahr wieder etwas Neues und Schönes entsteht.

 

„Musik ist ein Wert an sich und darüber hinaus für den Einzelnen wie für das soziale

Miteinander ein Grundstein der humanen Gesellschaft” (deutscher Musikrat).

Die Arbeit des Filmmusikprojektes ist dazu ein kleiner,

aber in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzender Baustein.
Gerade in Zeiten, in denen alte und neue Gegensätze in unserer Gesellschaft

immer mehr Raum einzunehmen scheinen,

trägt das Filmmusikprojekt dazu bei, Brücken zu schlagen.

So werde ich nie den Chor aus erkennbar christlichen und muslimischen Kindern

und wohl auch – wir sind ja in Berlin - Kindern, die (nicht so leicht zu erkennen)
einer weiteren oder auch gar keiner Religion angehören, vergessen.

Diese Kinder sangen zusammen ein jiddisches Kinderlied aus Schindlers Liste im

Ernst-Reuter-Saal in der Stadt der Freiheit.

 

Kontrapunkte setzt das Filmmusikprojekt auch an vielen anderen Stellen.

Wenn wir Eltern immer mehr über die kurzen Aufmerksamkeitsspannen unserer Kinder klagen,
dann sollten wir uns freuen, wenn sie sich über ein Jahr hinweg an freien Samstagen

und auf den schon zu einer guten Tradition gewordenen Orchesterfahrten auf eine
Sache konzentrieren und zusammen etwas erarbeiten.

Unsere Kinder erfahren hier, dass sich konzentriertes Arbeiten und Spaß nicht ausschließen,

sondern das Eine gerade mit dem Anderem wachsen kann.

Dass diese Fahrten auch mit Unterrichtsausfall daherkommen, freut mich als Vater
genauso wie die Schüler, wenn auch wohl aus anderen Gründen.

Ich sehe darin eine doppelte Wertschätzung: gegenüber unseren Kindern

und gegenüber dem Projekt selbst, weil dadurch sichtbar wird,

dass der Bildungsauftrag der Schule sich nicht in gutem Unterricht erschöpft.

Und ich habe großes Vertrauen zu einer Schule, die so zu erkennen gibt,

dass es manchmal Wichtigeres als Unterricht gibt.

 

Und dass gearbeitet wird, zeigt sich jedes Jahr in Konzert und CD,

wie auch daran, dass manchmal vereinzelte und leise Klagen zu vernehmen sind,

dass die Ansprüche der „Leitung“ doch niedriger sein könnten.

Mich beunruhigen solche Stimmen nicht,

zum Ersten,weil sie am Ende nicht mehr zu hören sind,

zum Zweiten, weil sie zeigen, dass unsere Kinder an und über ihre

Grenzen hinausgeführt und begleitet werden.

Und zum Dritten habe ich über die Jahre großes
Vertrauen in die pädagogischen und empathischen
Fähigkeiten der „Leitung“ entwickelt, dass aus Forderung nicht Überforderung wird.

 

Dafür und noch für vieles Mehr sage ich sehr herzlich Danke
an ALLE, die mitmachen, die sich direkt engagieren,

aber auch an ALLE, die es in sonst irgendeiner Weise möglich werden lassen.


Christoph Ringelmann
Juni 2018

 


Music’s in the air – und zwar in unserer Welt überall und jederzeit.

Wir alle schreiben täglich an unserem Soundtrack, wählen aus den unendlichen Möglichkeiten anStilen, Epochen, Interpreten die Melodien, die das eigene Leben erhellen, die Stimmung widerspiegeln, das eigene Gefühl vertiefen.

Paare haben „ihren“ Song, zu dem sie das erste Mal getanzt haben, Eltern Tränen in den Augen, wenn sie nach Jahren wieder einmal Rolf Zuckowski hören und sich in die Kindergartentage ihre Teenager zurückversetzt fühlen, Senioren juckt es bei den Klängen der Tanzmusik ihrer Jugend in den Beinen wie mit 21.

Und all diese Erinnerungen und die ihnen innewohnenden Gefühle sind für uns häufig nur noch einen Mausclick entfernt, technisch und musikalisch perfekt konserviert und jederzeit abspielbar.

 

Warum also sich die Mühe machen, ein Instrument zu erlernen? Und dann noch ein Life-Programm einzustudieren?

Weil es nur eine Sache gibt, die noch großartiger ist als Musik zu hören:

Selbst Musik zu machen, und zwar mit und für andere Menschen.

In diesem Filmmusikprojekt, dessen Fortschreiten ich seit Jahren mit großer Bewunderung beobachte, entsteht jedes Jahr aufs Neue etwas im wahrsten Sinne Bezauberndes:

Junge Menschen kommen zusammen, engagieren sich, üben, proben, damit wir mit ihnen gemeinsam einen Abend lang Melodien aus dem Soundtrack unserer Leben erLEBEN können. Und jede einzelne trägt gleichermaßen dazu bei, ob sie ihr Instrument virtuos beherrscht oder gerade die ersten drei Töne zu spielen gelernt hat, sei es, dass die Stimme schon kräftig tönt oder sich erst zart entwickelt.

Jeder trägt mit seinen ganz eigenen Fähigkeiten dazu bei, dass an diesem Abend ein Funke überspringt, und ist deshalb auch dafür ebenso sehr verantwortlich wie alle anderen.

 

Dass es Hingabe und Verantwortung, eigenes Engagement und Achtung vor der Leistung der anderen, Zuverlässigkeit und Spielfreude braucht, damit Großartiges entsteht, ist eine Erfahrung, die ich nur jedem jungen Menschen wünschen kann.

Dass das Filmmusikprojekt jedes Jahr so vielen MusikerInnen genau dazu die Möglichkeit bietet, verdient von uns „standing ovations“. Also: Applaudieren Sie – heftig und langanhaltend, aber vor allem: lassen Sie sich verzaubern von diesen jungen Menschen auf der Bühne, die hier und heute mit Herzblut den Soundtrack zu unserem Leben spielen. Ich wünsche Ihnen einen bezaubernden Abend!

Nina Knischewski

April 2019